Und keiner wird dich kennen by Katja Brandis

Und keiner wird dich kennen by Katja Brandis

Autor:Katja Brandis [Brandis, Katja]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 978-3-407-74373-2
Herausgeber: Beltz
veröffentlicht: 2013-02-14T05:00:00+00:00


Auf dem Drahtseil

Robert ist wütend auf sich selbst. Warum nur hat er in diesem Haus in Offenbach das Gas aufgedreht, was genau hat er sich dabei gedacht? Ist die Frau tot? Kann ihm die Polizei durch diese dämliche Aktion irgendwie auf die Spur kommen? Das hätte gerade noch gefehlt.

Unruhig blättert er in den Zeitungen, die er sich gekauft hat. Ja! Da ist es! Eine Gasexplosion in einem Einfamilienhaus, das muss es sein. Keine Toten, nur eine Verletzte, uff, das ist ja gerade noch mal gut gegangen. Experten vermuten einen Defekt am Herd.

Erleichtert wirft sich Robert Barsch auf sein Hotelbett. Diese guten Nachrichten gleichen aus, dass es bei seiner Suche immer noch keine neue Spur gibt. Er vermisst Lila und so langsam geht ihm diese Stadt auf die Nerven. Ihm fehlen sein Fitnessstudio, seine Klassik-CDs und seine extragroße Badewanne. Den letzten Abend hat er fast komplett in der Dusche seines Hotelzimmers verbracht und versucht, sich die düstere, klebrige Traurigkeit, die ihn manchmal packt, von seiner Seele zu spülen. Zum Glück hat er es schließlich geschafft, sie mit Gedanken an Lila zu vertreiben. Seine geliebte Lila. Er und Lila, zusammen in einem tiefen, einsamen Wald, gemeinsam sitzen sie am Lagerfeuer, über ihnen der unendliche Sternenhimmel. Grillen zirpen und Funken schweben in den dunklen Himmel. Lila ist gefesselt und geknebelt. In ihren vor Angst aufgerissenen Augen spiegeln sich die Flammen ... Stopp, denkt Robert und beißt die Zähne zusammen. Stopp, verdammt noch mal! Sie würde mich hassen, wenn ich das wirklich mit ihr tun würde! Oder würde sie einsehen, dass ich sie bestrafen muss, weil sie mich verlassen hat?

Sein eigenes Brandzeichen ist an der Hand noch immer deutlich zu ertasten. Vier Jahre war er alt, ein neugieriges Kind. Und ja, die Wunde war ihm eine Lehre, mit Feuer vorsichtig umzugehen, diese Erziehungsmaßnahme seines Vaters war ein voller Erfolg.

Mit großer Mühe schiebt Robert Erinnerungen und Fantasien weg und denkt stattdessen an die nähere Zukunft. Er muss nach Marburg, wenn auch nur für einen Tag. Seit seiner Entlassung aus dem Knast steht er unter »Führungsaufsicht«, wie der Mist heißt, und es bedeutet, dass er sich in regelmäßigen Abständen bei der Polizeidienststelle oder seinem Bewährungshelfer melden muss. Da er seine Strafe bis zum Schluss abgesessen hat, gibt es zum Glück keine Bewährung, die widerrufen werden kann. Trotzdem können ihm die Behörden Ärger machen, wenn er sich zu offensichtlich verweigert. Früher hat er die Steine, die sie ihm in den Weg legten, einfach ignoriert und sein Ding durchgezogen, auch noch im Knast, aber inzwischen ist ihm klar geworden, dass das nicht raffiniert genug war. Auf diese Art bekommt er Lila nicht zurück.

Also fährt er – nach einem verpassten Termin – mal wieder hin. Wenn er Glück hat, wird das eine beschauliche Märchenstunde. Aber diese Kerle sind gerissen, er wird vorsichtig sein müssen.

Sicherheitshalber ruft er noch einmal Milan an, für alle Fälle. »Brauchst du Hilfe? Soll ich kommen?«, fragt der gleich, was für ein Freund! Sie haben sich auf dem Flohmarkt kennengelernt, wo Milan alte Elektroteile vertickt hat. Nach und nach haben sie immer mehr Gemeinsamkeiten entdeckt – auch den Knast.



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